Netolicko

GESCHICHTE DER STADTradhaus

            Die Stadt Netolice liegt in einer welligen Landschaft, umgeben von Teichen, im Vorgebirge Böhmerwalds, in 427 m Seehöhe, etwa auf der halben Strecke von der südböhmischer Metropole České Budějovice nach Prachatice.

            Die altertümliche Besiedlung ist durch eine Menge von Grabhügeln und Begräbnisstätten aus der Bronzenzeit in der Umgebung belegt. Die Slawen ließen sich im Gebiet von Netolice wahrscheinlich schon im 8. Jahrhundert nieder, der Bewohnerstamm der Netolicer wird unter den überhaupt ersten auf dem Gebiet Tschechiens angeführt. Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung in der Kosmas Chronik aus dem Jahre 981 in der Beschreibung der Herrschaft des Hauses der Slavníkiden führt an, dass sie „an der südlichen Seite gegenüber Österreich diese Grenzburgen Chýnov, Důdleby, Netolice hatte“. Nach dem Massakrieren des Hauses der Slavníkiden im Jahr 995 geriet die Netolicer Burg ins Eigentum des regierenden Hauses der Přemysliden. Dank der strategischen Lage an der Kreuzung der wichtigen Handelspfade aus den südlichen Gebieten und aus Passau ins Innere des tschechischen Beckens wurde die Netolicer Burgstätte auf dem Hügel des St. Ján zu einem wichtigen Handels- und Verwaltungszentrum der ganzen Region, wo der fürstliche Verwalter siedelte. Zum ersten Mal wird im Jahr 1167 Nemoj erwähnt. Die ursprüngliche Marktsiedlung entstand in der Vorburg rund um die Kirche des St. Václav. Unlängst fanden die Archäologen hier auch Schanzenreste. Nach der Gründung der Zlatá Koruna (Goldenkrone) vom König Přemysl Otakar II. im 13. Jahrhundert überging Netolice ins Eigentum dieses Zisterzienserklosters. Südlich von der ursprünglichen Marksiedlung mit der Kirche des St. Václav wurde eine neue Stadt mit einem fast ein Hektar großen Hauptplatz und der Kirche der Marias Himmelfahrt.

            Nach dem Tod von Přemysl Otakar II. auf dem Mährischen Feld vernichteten die Vítkiden das Kloster und plünderten auch Netolice und die umgebende Landschaft. An der Spitze der Stadtverwaltung stand der Vogt, der zum ersten Mal in schriftlichen Quellen im Jahr 1317 angeführt ist. Die älteste Verwendung des Stadtemblems auf Siegeln blieb aus dem Jahr 1326 erhalten. Manche Netolicer Bewohner nahmen aktiven Teil an Seite der Hussiten in den Hussitenkriegen. Besonders beim Feldzug von Jan Žižka im Jahr 1420 gegen das Kloster Goldenkrone und Prachatice, die den rentablen Salzhandel monopolistisch beherrschten, zeigte sich ein Vorwand, die Konkurrenz loszuwerden. Ein Jahr später vernichteten die Hussiten auch die Rožmberker Wachtburg Poděhus unweit von Netolice. Im Jahr 1468 erteilte der König Jiří von Poděbrady der Stadt das Recht des Jahresmarkts am St.-Václav-Tag. Insgesamt hatte die Stadt das Recht auf vier Jahresmärkte. In demselben Jahr wurde die Stadt vom bekannten Krieger, Ritter Jindřich Roubík von Hlavatce besetzt, der hier seinen Stützpunkt bildete. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts fiel die Stadt dem Haus der Rožmberker zu. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es zu einer wesentlichen Veränderung in der Umgebung von Netolice. Unweit der Stadt stand der Hof Leptáč, der dem bekannten Teichbaumeister und dem Rožmberker Verwalter Jakub Krčín aus Jelčany gehörte. Der Herrscher Vilém aus Rožmberk tauschte mit ihm die Festung für Sedlčany und ließ hier im Sumpfgelände vom italienischen Baumeister Baltasaro Maggi von Arogno das Renaissancejagdschloss Kratochvíle bauen, rund um welches ein ausgedehnter Wildpark errichtet wurde. Im Jahr 1599 verweilte im Jagdschloss eine längere Zeit mit seinem Hof der letzte Rožmberker Petr Vok.

            In höchster Blüte traf die Stadt ein grausamer Schlag während des dreißigjährigen Krieges, als im Jahr 1619 die Stadt von der kaiserlichen Armee des Generals Dampierre erobert und niedergebrannt wurde. Von 143 Häusern wurden 107 verbrannt, einschließlich der Kirche der Jungfrau Maria, und die Bevölkerung wurde massakriert. Die Stadt erholte sich aus diesem Unglück nur sehr langsam. Nach den Rožmberkern bekamen die Netolicer Herrschaft im Jahr 1622 die Eggenberger und im Jahr 1799 die Schwarzenberger. Auf einem unikalen Bild der Stadt aus dem Jahr 1686 und auf einem um ein Jahrhundert jüngeren Bild sind der Hauptplatz und Häuser mit Holzlauben erfasst. Die Holzhäuser in der Bebauung der kleinen Stadt haben noch viele Elemente gemeinsam mit den ältesten Landobjekten. Die neuzeitige Blüte der Stadt kam im 18. und 19. Jahrhundert, wann neue Schulen, das Rathaus, die Eisenbahnstrecke und Weiteres gebaut wurden. Im 19. Jahrhundert war Netolice auch der Sitz des Bezirksamts und des Bezirksgerichts.

            Eine bedeutende Rolle für das Wirtschaftsleben hatten schon seit Mittelalter die Netolicer Märkte. Dank der Lage an der Kreuzung der Handelswege, der Grenze vom Böhmerwald und dem Moor von Zbudov, eines Teils des Beckens von České Budějovice, war die Stadt ein bedeutendes Handelszentrum. Auf wöchentlichen Märkten wurde hauptsächlich Handel mit Pferden und Rindern getrieben. Zum Beispiel noch vor dem zweiten Weltkrieg waren hier oft bis 3 000 Stück Rinder und Pferde auf einmal. Dank dieser Tatsache prosperierten hier fast dreißig Marktkneipen. Im Jahr 1945 wurde die Stadt von der 26. Fußdivision der Armee der Vereinigten Staaten befreit. Hier wurde auch das Abkommen von der Demarkationslinie zwischen der amerikanischen und der Roten Armee unterschrieben.

            In den Nachkriegsjahren entwickelte sich vor allem der Bereich der landwirtschaftlichen und der industriellen Produktion, auch das Teichwesen, die Pferdezucht und die Bäckerei haben hier große Traditionen. Diese und weitere Ausführlichkeiten erfahren Sie auf den Webseiten der Stadt Netolice an der Adresse: www.netolice.cz

       

Kratochvíle

UMGEBUNG DER STADT

            Das Renaissanceschloss Kratochvíle mit seinem herrlichen Schlossgarten, nur 1,5 km von Netolice, darf nicht ohne Erwähnung bleiben.

 

 

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